Erfolgreiche Habilitation: Dr. rer. nat. habil. Achim Schilling

Zwei Personen, eine Person mit dunklem, kurzärmlichen Hemd und eine Person mit hellkarierter Jacke, stehen vor einer hellblauen Wand, auf die mehrmals die weißen Buchstaben FAU gedruckt sind. Die Personen blicken freundlich in die Kamera und halten eine blaue Mappe mit einer weißen Urkunde zwischen sich.
Prof. Dr. Marc Stamminger and Dr. Achim Schilling (Foto: FAU/TF Dekanat)

Dr. rer. nat. habil. Achim Schilling hat seine Habilitation im Fachgebiet Artificial Intelligence in Biomedical Engineering erfolgreich abgeschlossen. Der Erste Prodekan der Technischen Fakultät, Prof. Dr. Marc Stamminger, gratulierte bei der Übergabe der Habilitationsurkunde zum Erhalt der Lehrbefähigung.

Seine Motivation zu habilitieren und seine Pläne für die Zukunft hat uns Herr Schilling in einem Kurzinterview verraten.

Thema der Habilitationsschrift

„Auditory Perception, Plasticity, and Cognition in Biological and Artificial Neural Networks”

Was war Ihre Motivation zu habilitieren?

Was mich zur Habilitation motiviert hat, war vor allem der Wunsch nach Freiheit. Die Freiheit, zu forschen, was mich wirklich interessiert, und die Freiheit, zu lehren, was ich für wichtig halte. Ich habe Physik studiert, in den Neurowissenschaften promoviert und mich schließlich im Bereich „AI in Biomedical Engineering” habilitiert. Trotz dieser verschiedenen Stationen geht es mir im Kern um ein großes Ganzes: nämlich das Verständnis wie Denken, Wahrnehmen und Lernen im menschlichen Gehirn funktionieren, und die Frage, ob es möglich ist eine generelle künstliche Intelligenz zu entwickeln, die ähnliche Fähigkeiten besitzt. Besonders fasziniert mich dabei, wie energieeffizient das biologische Gehirn arbeitet und was wir daraus für zukünftige KI-Systeme lernen können.

Mit der Habilitation wollte ich mir die Option schaffen sich diesen großen Fragen unserer Zeit zu widmen. Ich wollte außerdem beweisen, dass echte Interdisziplinarität nicht nur möglich, sondern auch notwendig ist, um sich komplexen Themen wie diesen ernsthaft zu nähern. Die Tatsache, dass der Physik-Nobelpreis 2024 erstmals an Forschende aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz ging, hat mir während meiner Habilitationszeit einen zusätzlichen Schub gegeben. Das zeigt, dass diese Forschungsfelder längst nicht mehr getrennt voneinander gedacht werden können und dass genau an den Schnittstellen zwischen den Disziplinen neue wissenschaftliche Erkenntnisse entstehen. Ich bin sehr dankbar, dass ich auf diesem Weg ein so unterstützendes Fachmentorat hatte. Es hat mir viel Vertrauen entgegengebracht und mir die Freiheit gegeben, meinen eigenen Weg zu gehen. Diese Rückendeckung war entscheidend. Ebenso dankbar bin ich für die Kolleginnen und Kollegen, mit denen ich viele dieser großen Fragen stundenlang diskutieren konnte. Dieser fachliche Austausch war nicht nur inspirierend, sondern auch richtungsweisend. Zudem hatte und habe ich das Glück, talentierte Studierende kennenzulernen, die sich von meiner Begeisterung für Wissenschaft haben anstecken lassen.

Wie sehen Ihre Pläne für die Zukunft aus?

Es gibt bereits einen sehr konkreten Plan für die Zukunft. Ich bin an das Mannheimer Zentrum für Neuromodulation und Neuroprothetik (MCNN) am Universitätsklinikum Mannheim der Universität Heidelberg gewechselt und leite dort die neue Arbeitsgruppe für „Neuro-KI und Gehirn-Computer-Schnittstellen“ (Neuro-AI and BCI). Meine Stelle ist zum Glück entfristet, sodass ich langfristig denken und gestalten kann.

Unsere Gruppe erweitert das bestehende Zentrum unter der Leitung von Prof. Thomas Kinfe gezielt um den Bereich der künstlichen Intelligenz. Seine ambitionierten Ideen und seine klare Vision für klinisch relevante Neurotechnologie haben mich von Anfang an sehr angesprochen und schnell überzeugt, dass genau das der richtige Schritt ist. Ich bin Prof. Thomas Kinfe sehr dankbar für das Vertrauen und die Möglichkeit, diese Forschung in einem so dynamischen Umfeld mitgestalten zu dürfen. Unser zentrales Ziel ist es, Algorithmen zu entwickeln, die Gehirn-Computer-Schnittstellen so effizient und alltagstauglich wie möglich machen, zum Beispiel für Menschen mit Querschnittslähmung. Dabei entsteht gleichzeitig ein wertvoller Datenschatz, der nicht nur klinisch relevant ist, sondern auch neue Erkenntnisse über menschliche Kognition ermöglicht. Besonders reizvoll an dieser Aufgabe ist die Verbindung unterschiedlicher Disziplinen. Neurochirurgie, Informatik, Neurowissenschaften und klinische Anwendung kommen hier auf einzigartige Weise zusammen. Genau diese Form echter Interdisziplinarität motiviert mich, da sie nicht nur neue Perspektiven schafft, sondern auch konkrete Wirkung entfalten kann.

Ich bin sehr dankbar, jeden Tag einer so erfüllenden Arbeit nachgehen zu dürfen. Besonders inspirierend finde ich die Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen aus ganz unterschiedlichen Fachrichtungen, sei es im Labor, in der Klinik oder auf Konferenzen. Der nächsten Generation von Forschenden möchte ich nicht nur Wissen weitergeben, sondern auch ab und zu Vorschussvertrauen entgegenbringen, Freiräume eröffnen und sie ermutigen, an ihre eigenen Ideen zu glauben. Denn genau das hat meinen eigenen Weg erst möglich gemacht.


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